Spiegel Online 18.12.2014
Nostalgie pur: Kuba reloaded
Diese wunderbare Patina! Möbel wie aus dem Museum! Doch mit der Annäherung an die USA ist vielleicht bald Schluss mit dem Nostalgie-Trip nach Kuba. Der Fotograf Werner Pawlok ist noch einmal tief in diese Welt eingetaucht.
Tropisches Klima, weiße Strände - und natürlich Nostalgie pur. Das ist Kuba, vor allem in der Hauptstadt Havanna mit ihren verrosteten US-Oldtimern, ihren Cohiba-Zigarren und den prächtigen Kolonialbauten. Bei Urlaubern ist Kuba beliebt, jährlich zieht es rund 2,8 Millionen Touristen auf die Karibikinsel. Und mit dem neuen Tauwetter zwischen den langjährigen Rivalen USA und Kuba dürften es schnell mehr werden.
Über 50 Jahre sind vergangen, seit Fidel Castro die Macht über die Zuckerinsel übernahm, und eine Eiszeit zwischen den USA und Kuba anbrach: 1961 hatten die beiden Länder ihre diplomatischen Beziehungen abgebrochen, ein Jahr später trat das Handelsembargo gegen den nur 150 Kilometer vor Florida gelegenen Inselstaat in Kraft.
Jetzt sollen die diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen und Botschaften im jeweils anderen Land eröffnet werden. Rein touristische Reisen von US-Bürgern bleiben als Teil des immer noch bestehenden Embargos zwar verboten; es bleibt bei den zwölf Gründen, die einen Besuch in Kuba gestatten, etwa Familienbesuche und sportliche Wettkämpfe. Allerdings sollen viele bisherige Beschränkungen gelockert werden. Dabei reisen US-Touristen längst illegal über Mexiko oder die Bahamas ins Land; kubanische Grenzbeamte stempeln die Reisepässe bei der Einreise dann freundlicherweise einfach nicht ab.
Was die Reisenden faszinierte, hat der deutsche Künstler Werner Pawlok in seiner Werkreihe "Cuba-expired" - Kuba abgelaufen - noch fotografieren können. Die Bilder, in denen Pawlok vom morbiden Charme einer alten karibischen Metropole erzählt, zeigen wohl selbst schon bald ein Stück Geschichte.
Starfotograf Pawlok gründete 1977 als Autodidakt sein erstes Atelier und arbeitete zeitweilig in New York. Bekannt geworden ist der 61-Jährige mit seinen schwarz-weißen Polaroid-Porträts von Schriftstellern; Bilder, die bewusst die Grenzen zwischen Malerei und Fotografie ausloten.
Für seine Serie "Views - Faces of Literature" machte er großformatige Aufnahmen von Salman Rushdie, Henning Mankell, T.C. Boyle, Siri Hustvedt oder Jonathan Franzen. Als Polaroid-Transfers, wie er sie nannte, übertrug er Polaroids großformatig auf Büttenpapier oder Leinwände, die klassischen Untergründe für die Malerei.
beh/dpa